Lichtinstallation von Nina K. Jurk
Das Kunstprojekt wurde erstmals 2002 errichtete und im Sommer 2023 erneuert.
Sie sind an 14 Orten aufgestellten und erinnern in ihrer Ausführung an Schriftrollen. 160 Zentimeter hohe Lichtsäulen aus Acrylglas beherbergen, auf Pergament gedruckt, das Gedicht „Todesfuge“ von Paul Celan. Auf dem Sockel der Säulen informiert eine Tafel über den Namen und die Daten der ehemaligen Synagoge beziehungsweise Betstube. Bei Einbruch der Dämmerung beginnen die Säulen von innen heraus zu leuchten.
Auch deren Liste ist nicht vollständig. Wir notieren hier weitere Informationen zu diesen Synagogen und erweitern diese allmählich:
„Ez-Chaim“ heißt „Lebensbaum“, wie er laut Ersten Buche Mose, im zweiten Kapitel, Vers 9, im Garten Eden, dem Paradiese gepflanzt wurde. In der Synagoge heißen die Hölzer, um die die Tora-Rolle gewickelt ist, „Lebensbaum“. Der Wortbestandteil „Chaim“ erinnert zugleich an den Vornamen eines großzügigen Geldgebets, Chaim Eitingon.
Der Name bedeutet „Zelt Jakobs“. Wer eine Synagoge betritt, zitiert mitunter aus dem Vierten Buche Mose, Kapitel 24, Vers 5, „Wie gut sind deine Zelte Jakob!“
Zu einer gut organisierten Gemeinde gehört ein Verein, der sich dem Krankenbesuch, hebräisch „Bikur Cholim“ widmet. Diese sozial engagierten Frommen unterhielten hier eine eigene Gebetsstätte.
Mit dem Namen „Haus Judas“ erinnert die Witwe von Julius/Juda Ariowitsch, die im Vorderhaus wohnte, offenbar zugleich an ihrem verstorbenen Mann.
Ahawas-Thora-Synagoge, Färberstraße 6, zerstört im 2. WeltkriegDie „Liebe zur Lehre“, so eine Übersetzung des hebräischen Namens, läßt erkennen, daß sich hier eine Tora-Lerngruppe trifft. Hier unterrichtete Rabbiner David Feldmann.
Psalm 118, Vers 19, lautet die Bitte „Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit. Ich will hineingehen und danken.“ Die Tore der Synagoge stehen für solche Gelegenheit offen, sind also „Schaare Zedek“ – „Tore der Gerechtigkeit“.
»Zum blauben Harnisch« hieß ein Haus auf diesem Grundstück. Später bekam die Stelle die Anschrift „Brühl 71“ und noch später – wohl durch den Zugang von der anderen Seite – „Richard-Wagner-Straße 3“. 1753 befand sich auf diesem Gelände die Betstube der Brodyer, die ab 1904 in der Keilstraße 4 ihre Synagoge hatten. Rabbiner Dr. Felix Goldmann merkt in seinem Beitrag „Der Charakter der Leipziger Gemeinde“ in der Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Leipziger Gemeindesynagoge (Neuauflage hrsg. von der Ephraim-Carlebach-Stiftung, Berlin 1994, S. 77, Anm. 1) an: „Die ‚Tiktiner Schul‘ heißt aber nicht nach dem Orte sondern nach ihrem Gründer.“ (Hinweis von Sven Trautmann) Der Gründer, auf den wir gern noch Hinweise sammeln, hat seinen Namen vermutlich von dem Ort Tiktin (Tykocin, heute Nordostpolen 53°12’N, 22°46’O).
Zwei Synagogen unter der gleichen Adresse:
Es heißt, die Bochnia-Synagoge sei 1898 eingerichtet worden. Ihr Name weist auf die Herkunft ihrer Gründer aus dem gleichnamigne Ort in Polen hin (dt. Salzberg, 49°49’N, 20°26’O). Mitte des 13. Jh. waren dort große Salzvorkommen gefunden worden. Spätestens seitdem gab es dort auch eine jüdische Bevölkerung. Zwischen den beiden Weltkriegen war etwa ein Viertel der Bevölkerung Bochnias jüdisch (etwa zweieinhalb- von etwa zehntausend).
Der Name der Jassyer-Synagoge weist auf die Herkunft ihrer Gründer aus Jassy (Iasi, Rumänien, 47°9’N, 27°35’O). Die Herschaft über die Stadt wechselte Die Stadt hatte einst 127 Synagogen. Um 1900 war mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung jüdisch (nach einer Angabe von 1910: 33 141 von 59 427). Am 29. Juni 1941 wurden über 13 000 von ihnen ermordet.
Unter dieser Adresse kursieren auch die Bezeichnungen „Vierundzwanziger-Synagoge“ – offenbar nach der Hausnummer – und „Hindenburg-Synagoge“ – anscheinend eine patriotische Gesinnung ausdrückend. Wir sind gespannt darauf, was wir über das Verhältnis zu diesen Bezeichnungen noch erfahren werden.
Mischnajos ist eine Pluralform von Mischna, dem ersten nachbiblischen rabbinischen Kodex aus dem zweiten Jahrhundert chr. Zeitrechnung. Das Wort ist eines von mehreren hebräischen Wörtern für Lehre. Mischna-Studium ist die Vorbereitung oder der Einstieg für Kinder und Jugendliche in das Talmud-Studium.
Der Name weist auf eine Stadt (und einen Bezirk) in Galizien, heute in der Westukraine (Kolomyja 48°31’N, 25°2’O). Anfang des 20. Jh., vor dem Zweiten Weltkrieg war über ein Drittel der Einwohner jüdisch (etwa 14 von 34 Tausend).
Krakauer Synagoge, Berliner Straße 10, zerstört im 2. WeltkriegZu dieser alten Metropole hier nur zwei Einzelheiten: Die erste bekannte Erwähnung Krakaus geht auf einen Reisebericht von Ibrahim Ibn Jakob al-Israili al-Tartuschi um 965 zurück. Der Krakauer Rabbiner Mose Isserles (1525–1572) verfaßte die wesentliche aschkenasische Ergänzung zu dem entscheidenden Halacha-Kompendium Schulchan Aruch.
Rabbiner Friedmann war der Zaddik der Ruzsyner Chassidim in Leipzig. Die Athmosphäre dieses Hauses hat Simson Jakob Kreutner in dem Kapitel „Der Rebbe“ in seinem Buch „Mein Leipzig“ eindrücklich beschrieben.
Die Synagoge ist nach der Familie Merkin benannt, die sie entscheidend gefördert hat. Ruven Merkin kam um 1900 nach Leipzig.
Der Name der Synagogen weist auf die Herkunft ihrer Gründer aus Lemberg (Lewow/Lewiw in der Westukraine). Martin Buber hat dort prägende Jahre bei seinem Großvater verbracht, der viele Werke der rabbinischen Überlieferung zum Druck brachte.
Diese Benennung in den Gemeindenachrichten rührt von ihrem Begründer und Förderer Leib Berrnstein und seiner Familie. Gelegentlich wird unter der Adresse die Tifereth-Jehuda-Synagoge genannt. Tif’éret heißt Schmuck. In den biblischen Klageliedern, Kapitel 2, Vers 1, wird der (zerstörte) Tempel als „Schmuck Israels“ bezeichnet. Synagogen werden mitunter als „kleines Heiligtum“ angesehen.